Léa Linsters Autobiografie: Das Leben einer Sterneköchin (2023)

Léa Linsters Autobiografie: Das Leben einer Sterneköchin (1)

Léa Linster will mit ihrer Autobiografie "aufräumen in der Gerüchteküche".

Foto: LW-Archiv

Diesmal gibt es nur wenige Rezepte im neuen Buch von Léa Linster. Darunter „Lammbraten à la Bocuse d’Or“ – und das nicht zufällig. Denn die prämierte Sterneköchin erzählt aus ihrem Leben – von den Höhen und Tiefen. Und vor allem darüber, wie man genießt und fröhlich bleibt.

Panorama 5 Min. 03.03.2015 Aus unserem online-Archiv

Nicole WERKMEISTER

Diesmal gibt es nur wenige Rezepte im neuen Buch von Léa Linster. Darunter „Lammbraten à la Bocuse d’Or“ – und das nicht zufällig. Denn die prämierte Sterneköchin erzählt aus ihrem Leben – von den Höhen und Tiefen. Und vor allem darüber, wie man genießt und fröhlich bleibt.

(NW) - Ein später Vormittag im Februar. Der Nebel liegt über der Stadt und an den großen Fenstern der Brasserie Le Pless flanieren die letzten Pelzmäntel der Saison vorüber. Da betritt die lachende Sonne den Raum. Léa Linster ist da. Sofort springen Kellner und Oberkellner aus allen Ecken des noch spärlich besuchten Restaurants. Auch ich werde herzlich begrüßt: „Ich trage heute extra rosé für Sie“, lässt mich die Sterneköchin wissen. So begegne ich der Frau, die ich schon bei der Vorab-Lektüre ihres neuen Buches kennengelernt habe: Dynamisch, offen und mit einer einnehmenden Ausstrahlung gesegnet.

Einmal aufräumen in der Gerüchteküche.

Dieses Buch ist unser Thema. Kein weiteres Kochbuch, sondern eine autobiografische Erzählung, in der die prominente Luxemburgerin lebendigen Einblick in ihren beruflichen wie privaten Werdegang gewährt. Aus welchem Anlass? „Ich dachte, mein 60. Geburtstag (am 27. April) ist ein Anlass, um einmal aufzuräumen in der Gerüchteküche. (lacht) Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich ebenso freudig in die Zukunft sehen kann, wie auf ein Stück Vergangenheit zurück blicken. Ich genieße das. Und da Louis nun das Restaurant führt, habe ich etwas mehr Zeit für andere Projekte.“

Léa Linsters Autobiografie: Das Leben einer Sterneköchin (3)

Kulinarisches Duo: Alfred Biolek zählt zu den zahlreichen prominenten Weggefährten von Léa Linster. Auch mit Reiner Calmund verbindet die Sterneköchin eine lange Freundschaft.

Marie Muller

Alleinerziehende Mutter

Louis, heute 24 Jahre alt, ist Léa Linsters Sohn aus ihrer ersten langjährigen Beziehung mit Francis, der nicht nur Lebensgefährte, sondern auch Sommelier ihres noch jungen Restaurants war.

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Noch dazu gut aussehend, charmant und acht Jahre jünger – Voraussetzungen, die zum Scheitern der Beziehung beitrugen, lässt sie uns wissen. Doch letztlich habe sie die Ankunft ihres Sohnes Paul Bocuse zu verdanken. „Gott sei Dank hatte mich Paul Bocuse zusammen mit Francis auf einem Luxusschiff in die Karibik geschickt. Sonst gäbe es Louis nicht.“ Aber auch beruflich spielte der französische Sternekoch mit Kultstatus bekanntermaßen eine elementare Rolle im Leben der Léa Linster.

Als erste und bislang einzige Frau weltweit gelang es ihr 1989 den „Bocuse d'Or“ zu gewinnen. Fünf Tage lang aß sie nur Haferflocken und trank Wasser, um ihren Geschmackssinn für den entscheidenden Tag zu schärfen. Dann rückte sie mit vorschriftsmäßig kleinem Gepäck an, während mancher Herr sich offenbar nicht so entschieden an die Spielregeln hielt. Auch von diesem wegweisenden Erlebnis erzählt sie und schenkt uns das Rezept ihrer preisgekrönten Spezialität: den perfekten Lammbraten à la „Bocuse d’Or“.

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Mit Kochlegende Paul Bocuse versteht sich Léa Linster gut. Dass es ihr schon Ende der 80er-Jahre als Frau gelang, den Wettbewerb des „Bocuse d'Or“ zu gewinnen war eine Sensation.

Foto: Guy Jallay

Aber wer an dieser Stelle denkt, Léa sei von ihrer „schönen und erfüllten Kindheit“ im elterlichen Betrieb an auf Rosen gebettet zum Erfolg geschwebt, wird eines Besseren belehrt. Schon die Übernahme des einstigen Cafés – seinerzeit ein Komplex aus Restaurant, Tankstelle, Kegelbahn, Gasthaus und Tanzlokal – war eine große Herausforderung.

Übernahme des elterlichen Betriebs

„Ich habe unser Café in Frisange mit 25 Jahren übernommen, weil das passierte, was in vielen Familienbetrieben geschieht: Der Vater stirbt, und eines der Kinder muss weitermachen.“ Obwohl das Kochen schon von Kindheit an ihre Leidenschaft war, wollte sie sich doch nicht nachsagen lassen „wer nichts wird, wird Wirt“ und begann ein Jurastudium in Metz, jedoch wenig von der Sache begeistert: „Für mich war die Juristerei trocken wie Milchpulver.“ Und so lenkte das Schicksal die junge Léa wieder zurück nach Frisange, wo sie ein kreditbeladenes Geschäft erwartete. Wie sollte es nun weiter gehen?

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„Ich wollte aus unserem Haus eine erstklassige Adresse machen, das Beste aus ihm herausholen, so wie mein Vater und ich es erträumt hatten. Ich wollte eine andere Art von Restaurant führen, mit einer anderen Karte, die meinen Ansprüchen genügte. Das hatte ich meinem Vater noch zuletzt versprochen: ,In fünf Jahren mache ich dir hier ein Sternerestaurant.‘ Genau so ist es übrigens gekommen. Aber bis dahin war es ein langer Weg.“ Denn auch die Kochausbildung musste nebenbei noch erworben werden. Eine beachtliche Energie muss die damalige Endzwanzigerin aufgebracht haben, um ihr Ziel in so kurzer Zeit zu erreichen.

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Madeleines gehören zu den Spezialiäten von Léa Linster. Seit 2011 gibt es sie neben anderen Delikatessen und edlen Kochaccessoires in Léas Boutique in Luxemburg-Stadt zu kaufen.

Marc WILWERT

Dass sie nicht nur unglaublich viel „Power“, sondern auch ein ebenso großes wie offenes Herz hat, schwingt zwischen den Zeilen immer mit. Eine Gabe, die ihr wenige Zeit nach den ersten großen Erfolgen fast zum Verhängnis wird. Sie gerät an den falschen Mann, eröffnet ein weiteres Restaurant am Bahnhof in Luxemburg-Stadt und erleidet Schiffbruch auf allen Ebenen.

Die beste Investition war immer die in meinen Seelenfrieden.

„Wie bin ich nur aus dieser Misere wieder herausgekommen? Ich kaufte mich frei. Ich gab dem ,bad boy‘ eine Summe Geld, und er verschwand auf Nimmerwiedersehen. Ich akzeptierte meine verlorene Investition in das Bahnhofslokal und meldete im Jahr 2001 Insolvenz an. Ich habe viel in meinem Leben bezahlt, aber die beste Investition war immer die in meinen Seelenfrieden.“

Das Lachen kehrt zurück

Um negative Erlebnisse zu bewältigen, hat sie eine Strategie: Die Erinnerungen werden in amüsante Anekdoten verwandelt und so als kleine Lehrstücke weiter gegeben. „Man kann manche Dinge nicht vergessen, aber man kann sie verdauen“, rät sie in ihrer sinnlich-praktischen Wortwahl. Überhaupt ist einiges an menschlicher Weisheit in „Mein Weg zu den Sternen“ zu finden. Da geht es um den prägenden Einfluss des Vaters, um die Schwierigkeiten mit der Mutter, um Verständnis und das Vergeben.

Manche schlechten Erfahrungen bringen einem das Glück.

„Und manche schlechten Erfahrungen bringen einem das Glück. Bei mir war das so. Denn dann kam Sam.“ Ja, Léa wird nach ihrer schweren und „zitronensauren“ Zeit mit einer hollywoodreifen Lovestory belohnt. Nach 22 Jahren taucht ihre Jugendliebe Sam im richtigen Augenblick wieder auf.

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Dieser Mann hat das gewisseEtwas, das Léa bei der Zorro-Lektüre ihrer Kindheit so fasziniert hatte: „Noch heute könnte ich seinen Geruch unter tausend Männern herausschnuppern: würzig, aber mit einer leisen Zitronennote. Und seine Körpertemperatur war so angenehm wie die Wärme einer Brioche, die vor einer kurzen Weile aus dem Ofen gekommen ist.

(Video) Happy Birthday Senta Berger zum 75. | Frank Elstner Menschen

Und so spannt sich der Bogen zur feinen Küche wieder: Trotz aller Erfolge und medialer Präsenz im deutschen Fernsehen pflegt Léa Linster ihre luxemburgische Identität mit Stolz und Liebe: „Meine luxemburgischen Wurzeln wollte ich nie verleugnen, auch nicht als Sterneköchin.“

Léa Linsters Autobiografie: Das Leben einer Sterneköchin (9)

"Mein Weg zu den Sternen" erscheint am 5. März 2015.

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Last Updated: 10/17/2023

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